„Und die Funktion von Kunst besteht für mich darin, die Wirklichkeit unmöglich zu machen.“ (Heiner Müller)

Nach einem für diesen Beitrag passenden Zitat von Heiner Müller zu suchen, war nicht ganz so einfach, wie ich gedacht hatte. Das mag daran liegen, in welcher Zeit und unter welchen Bedingungen er seine Dramen schrieb. Aber gerade die Aktualität, welche sich für seine Zitate noch heute ergibt, beeindruckt. Ein kritischer Kopf. Vielleicht war er seiner Zeit immer etwas voraus gewesen.

Wir durften Teil einer Theateraufführung eines seiner wichtigsten Dramen sein: Der „Wolokolamsker Chaussee“. Es basiert auf dem Roman, welcher in den Jahren 1943/1944 vom sowjetischen Schriftstellers Alexander Bek geschrieben wurde. Heiner Müller hat aus diesem Stoff ein Drama geschaffen, in dem er verschiedene historische Situationen analysiert, in denen die Existenz des Sozialismus bedroht ist und betrachtet dabei einen Zeitraum von 1941 bis Mitte der 1980er Jahre.

Bei unserer ersten Theatererfahrung im März 2020 in Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ im Kleinen Haus haben wir unter der Regie von Jakub Gawlik das erste Mal ins Theater hineingeschnuppert. Jetzt hatten sich unsere Wege erneut gekreuzt.

Gut zwei Hände voll Singt-Paulis probten das Stück zusammen mit Profischauspielern und Laienschauspielern, sehr konzentriert und dabei mit ganz viel Herzblut. Es war spannend für uns, die Arbeit des Regisseurs mit den Schauspielern verfolgen zu können. Und wir waren ein Teil von dem was da entwickelt wurde. Unser kleiner Stadtteilchor mittendrin. An ersten Ideen wurde probiert, stetige Veränderungen machten das Stück am Ende perfekt.

Konzentrierter Austausch in der Garderobe der Theaterruine
Erste Kostümprobe im Theater mit der Kostümbildnerin Christina Halbfas

Die Premiere nahte und Unruhe war überall zu spüren. Ein dreifaches TOI, TOI, TOI und dreimal über die linke Schulter spucken, soll ja den Schauspielern Glück auf der Bühne bringen, Damit wird nach altem Volksglauben der Teufel von linken Schulter vertrieben.

Vor einer gut gefüllte Theaterruine haben wir wohl jede Faser unseres Körpers angespannt gefühlt. Wir waren hochkonzentriert. Und es wurde gut.

Lied von der unruhvollen Jugend / Песня О Тревожной Молодости
Bajuschki Baju
Brave new world

Die Anpannung fiel erst bei der kleinen Premierenfeier ab. Mit Sekt, Apple Crumble und natürlich Vodka.

Wir hoffen sehr, dass es eine Fortführung des Stückes im nächsten Jahr geben wird. Es war für uns eine spannende, schöne aber auch anstrengende Erfahrung. Wir sind dankbar dafür.

Was wird: Nun ja. Bald nun ist Weihnachtszeit…

Bis bald. Eure Singt-Paulis

Nachtrag: Es macht uns tatsächlich stolz, dass die Aufführung eine prima Kritik in den DNN bekam. Hier nun für die Ewigkeit…